Lebertumore
Lebertumore
Die chirurgische Therapie von Lebererkrankungen hat innerhalb kurzer Zeit eine erhebliche Verbesserung erfahren und ist damit noch mehr in eine interdisziplinäre Verflechtung der einzelnen medizinischen Fachgebiete eingebunden. Gründe dafür sind die beeindruckenden Fortschritte der bildgebenden Diagnostik, die hohe Ansprechrate von Lebertumoren und Lebermetastasen auf neue chemotherapeutische Konzepte, so dass primär palliative Therapieansätze in ca. 30% kurative Resektionen ermöglichen. Auch die Verbreitung interventioneller Verfahren zur lokalen Zerstörung von Lebertumoren nimmt immer mehr einen höheren Stellenwert ein.
Aufgaben der Leber:
Eiweißsynthese – Galleproduktion (ca. 1l pro Tag) – Entgiftung – Biotransformation – Immunabwehr – Speicherung (Zucker und Fett)
Symptome von Lebererkrankungen:
-Unspezifisch. Druckgefühl und Schmerzen im rechten Oberbauch, Abgeschlagenheit, Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit.
-Spezifisch: Gelbsucht, Juckreiz, Stuhl-(hell) und Urinverfärbung (dunkel), Verlust der Körperbehaarung, Bauchwasser (Aszites).
Diagnostik:
-Blutuntersuchungen
-Ultraschall Oberbauch
-Kontrastmittelverstärktes Spiral-CT, inkl. 3D-Rekonstruktionen
-Leberspezifische MRT
Leberfunktionsdiagnostik:
-Child-Pugh Klassifikation der Leber: es werden Leberfunktionen gemessen, gewichtet und in einem Score abgebildet. Dieser Score (Child-Pugh Score A, B, C) lässt das Risiko eines Lebereingriffs im postoperativen Verlauf einschätzen.
-LIMON Test: dabei wird nicht-invasiv die exkretorische Leberfunktion gemessen. Da die Ausscheidung des Farbstoffs exklusiv durch die Leber erfolgt, stellt diese Ausscheidungsrate ein Maß für die globale Leberfunktion dar.
Chirurgisch zu behandelnde Erkrankungen der Leber
A. Zysten: Kommt es durch große Leberzysten zu einer Kompression umgebender Organe, so stellt die operative Entlastung (=Entleerung) der Zyste die Therapie der Wahl dar. Operativer Zugang ist, wenn immer möglich, laparoskopisch.
B. Parasitäre Zysten: zumeist Echinokokkus-Zysten. Nach Anbehandlung mit Benzimidazolderivaten (zB. Albendazol) sollte die Zyste chirurgisch komplett entfernt werden. Nach erfolgreicher Entfernung der Zyste sollte die Medikation für 4-8 Wochen weiter verabreicht werden.
C. Hämangiom der Leber: Obwohl das Hämangiom der Leber als gutartig gilt, sollte eine Entfernung des Blutschwamms ab einer Größe von ca. 5cm durchgeführt werden. Therapie der Wahl ist die operative Resektion, wobei das Hämangiom lebergewebssparend entfernt wird. Alternativ kann auch eine Embolisierung des Hämangioms durchgeführt werden.
D.Maligne Tumore der Leber
D1. Lebermetastasen. Aus prognostischen Gründen wird zwischen Metastasen kolorektaler Karzinome (Dickdarm- oder Mastdarmkrebs), die die überwiegende Mehrzahl darstellen, und Metastasen anderer Primärtumore unterschieden. Heutzutage lassen sich die Lebermetastasen kolorektaler Karzinome sehr gut behandeln. Wichtig ist der interdisziplinäre Behandlungszugang in einem Schwerpunktspital. Im Tumorboard wird eine für den Patienten maßgeschneiderte Therapie festgelegt. Meist ist vor der Operation die Durchführung einer Chemotherapie notwendig. Nach dieser Therapie lassen sich in der überwiegenden Zahl der Fälle die Lebermetastasen operativ entfernen. Das Ausmaß der Resektion reicht von der Segmentresektion der Leber bis zur erweiterten Hemihepatektomie. Von Anfang an wird der Patient in das Therapiekonzept mit eingebunden. Das bedeutet, dass sämtliche Untersuchungs- und Behandlungsschritte mit dem Patienten besprochen, und dabei erklärt werden.
D2. Hepatozelluläres Karzinom: Ein wesentlicher Risikofaktor in der Entstehung eines hepatozellulären Karzinoms ist die Leberzirrhose. Tumormarker für diese Art Tumore ist das Alpha1-Fetoprotein (AFP). Leberzellkarzinome treten häufig multizentrisch auf. Therapie der Wahl ist die operative Resektion. Scheidet die operative Therapiemaßnahme aus, kann mittels einer sonografisch oder durch CT navigierten Sonde eine Thermonekrose des Tumors erreicht werden. Eine weitere Therapiemaßnahme ist die selektive Embolisation, wobei die den Tumor versorgenden Gefäße interventionell verschlossen werden.
D3. Cholangiozelluläres Karzinom: Dieses Karzinom geht von den Gallenwegen aus. Klinisches Zeichen ist der schmerzlose Verschlussikterus (=Gelbsucht). Als kurative Therapie steht nur die Leberresektion zur Verfügung.